Unsere Belletristik Tipps für das Frühjahr 2022
Auch wenn die Leipziger Buchmesse in diesem Jahr leider wieder nicht stattfinden kann, gibt es auch heuer wieder eine Menge hochinteressante Neuerscheinungen.
Wir haben für Sie eine kleine Auswahl zusammengestellt: Gelesen und für gut befunden.
1. Willi Achten: “Rückkehr”
erschienen im Piper Verlag, 22 Euro
Nach seinem Debüt “Die wir liebten” überrascht uns der Autor mit seinem zweiten Buch. Die wunderbar flüssige Art zu erzählen behält er kontinuierlich bei! Er ist kein “one hit wonder”.
Der Protagonist Jakob Kilv kehrt in sein Heimatdorf in den Bergen zurück. Viele seiner alten Freunde sind dageblieben, auch seine Jugendliebe Liv.
Bevor er das Dorf verließ, engagierte er sich mit den anderen Jugendlichen gegen ein irrwitziges Projekt des Liftmoguls Bolltner. Der Protest lief aus dem Ruder und einer seiner Freunde verlor dabei sein Leben. Jakob musste das Dorf verlassen, war sich aber nie sicher, was damals wirklich geschah. Das versucht er nun herauszufinden und auch ober bleiben möchte oder kann.
Raffiniert psychologisch und süffig erzählt der Autor von der Sehnsucht nach Zugehörigkeit, von Unausgesprochenem und vom Moment des Lebens, der alles ändert.
2. Lisa Quentin: “Ein völlig anderes Leben”
erschienen im Goldmann Verlag, 20 Euro
Die junge Autorin beschreibt sehr authentisch die Geschichte von Jule, deren einzige familiäre Bezugsperson ( ihre Mutter ) stirbt. Ihre größere Schwester ist verschwunden und der Vater hat die Familie auch verlassen. Nach dem Tod der Mutter findet Jule bei der Wohnungsauflösung Unterlagen, die darauf hindeuten, dass sie adoptiert wurde. Nach dem ersten Schock empfindet sie diese Tatsache als Befreiung. Es erklärt warum sie sich immer fremd gefühlt hat. Hätte sie heute ein völlig anderes Leben wenn sie bei ihrer richtigen Familie aufgewachsen wäre? Wäre sie glücklich?
Sie macht sich auf den Weg, ihre richtige Mutter zu finden in den Osten Deutschlands. Gleichzeitig erfahren wir etwas über die Geschichte des Lebens ihrer richtigen Mutter. Ein schwieriges ostdeutsches Schicksal (Zwangsadoption). Das Buch hält aber noch einige unerwartete Wendungen bereit – aber lest selbst!
Ein sehr intensives Debut! Man merkt, dass die Autorin auch Psychologie studiert hat.
3. Tobias Friedrich: “Der Flussregenpfeifer”
erschienen im Bertelsmann Verlag, 24 Euro
Endlich mal wieder ein Abenteuerroman!
Nach einer wahren Geschichte erzählt Tobias Friedrich von Oskar Speck, der mit seinem Faltboot “Sonnenschein” im Jahr 1932 nach Zypern paddeln will. Dort winkt ein gut bezahlter Job in einer Kupfermine. Mit diesem Geld könnten er und sein Freund Karol endlich ihre Schulden bezahlen. In Ulm beginnt die Reise auf der Donau, mit nicht viel mehr als ein bisschen Proviant. In sechs Monaten will er wieder zurück sein, aber alles kommt ganz anders…
Seine Freundin Lieselotte gibt ihm ein Büchlein mit Sprüchen ihres Lieblingsautors Mark Twain mit auf die Reise. So ein Tagesspruch ist nicht schlecht, wenn man den ganzen Tag allein auf dem Fluss ist. Als mal wieder sein Magen sehr laut knurrt, legt er am Fuss einer mächtigen Bergkette an einer Kieselbank an um sich nach was Essbarem umzuschauen. Dort lernt er Herrn Neweklowsky kennen, der gerade an einem Buch über die Obere Donau schreibt. Dieser Herr gibt Oskar den Namen Flussregenpfeifer – nun unser Buchtitel.
Oskars Freund Karol schreibt ihm aus Hamburg, dass die Donaufahrt nun zu einem Wettbewerb geworden ist. Er hat Mitkonkurrenten, die trifft er auch auf dem Fluss. Aber er muss gewinnen, sonst klappt das mit der Schuldentilgung nicht. Das ist lang noch nicht alles, denn auch die Nationalsozialisten verfolgen ihn noch. Sie wollen einen deutschen Helden aus ihm machen. So fährt der schweigsame Einzelgänger von Zypern aus weiter in die Welt, ganze sieben Jahre.
Das müssen Sie lesen! Es ist eine unglaubliche Geschichte!
4. Laurin Petitmangin: “Was es braucht in der Nacht”
erschienen im dtv Verlag, 20 Euro
Schon wieder ein Romandebut, dieses aber mit politischem Zündstoff. Der Lothringer Autor wurde weltweit mit über 20 Literatur- und Leserpreisen ausgezeichnet.
Die Geschichte handelt von einem Vater mit zwei Söhnen: Fus und Gillou. Die Mutter verstirbt, als die Kinder 10 und 7 Jahre alt sind. Der Vater, ein Monteur bei der Staatsbahn SNCF, muss nun Haushalt, Erziehung und Arbeit unter einen Hut bringen.
Er gibt sein Bestes, im örtlichen Fußballverein sind die Jungs immer gut untergebracht und die ersten Jahre läuft alles einigermaßen glatt. Bis irgendwann der ältere Sohn Fus in der Schule nachlässt und somit nicht in Paris studieren kann. Er geht dann auf die IUT, die hiesige Fachhochschule für Technik.
Eines Abends kommt er mit einem “Fascho Halstuch” zuhause an. Der Vater, als Arbeiter, von jeher in der kommunistischen Partei engagiert, ist schockiert, aber sie sprechen sich nicht wirklich aus. Die Sache mit Fus entwickelt sich leider immer mehr in Richtung Marine Le Pen`s Partei. Er zieht mit komischen Leuten rum – der Vater verliert die Kontrolle. Der kleine Bruder Gillou ist jetzt in Paris und studiert da. Aber es kommt noch viel schlimmer: Fus wird sehr schwer verletzt
bei einer Schlägerei… und das ist noch nicht alles!
Wie fühlt man sich, wenn das Kind in falsche Kreise gerät? Was kann man tun?
Der Roman stellt uns vor viele Fragen und macht nachdenklich.
5. Axel Hacke: “Ein Haus für viele Sommer”
erschienen im Kunstmann Verlag, 24 Euro
Im altbewährten “Hacke Stil” erzählt uns der Autor vom Sehnsuchtsort der Deutschen: Italien.
Es geht um ein Haus auf der Insel Elba. Natürlich ist viel zu renovieren und so ein Urlaub ist auch immer Arbeit. Als Kolumnist der “Süddeutschen Zeitung” ist er geübt darin, den Toskana Deutschen den Spiegel vorzuhalten. Das macht er aber auf unglaublich amüsante Weise und sehr liebevoll. Jeder kann sich darin wiedererkennen. Zumindest jeder, der auch über sich selbst lachen kann! Selbst das Verhandeln mit Handwerkern und Gärtnern gerät zu einem Theaterstück. Die eigenen Sprach- und Verständigungsschwierigkeiten werden auf die Schippe genommen. Es ist einfach so lustig, wenn der Protagonist erzählt, wie er immer verstehend nickt und dabei überhaupt nichts versteht und was sich daraus ergibt!
Das Buch entführt uns in einen Sommertraum mit Sand unter den Füßen, Blick aufs Meer und von der seltsamen Frage, was man eigentlich genau tut, wenn man nichts tut! Wunderbar entspannend!
5. Cornelia Achenbach: “Nachtwanderung”
erschienen im Wunderraum Verlag, 20 Euro
“Willst du meine beste Freundin sein?” schreibt Kirsten ihrer Klassenkameradin Ines aus ihrem Sommerurlaub. Fortan sind sie unzertrennlich, Kirsten und Ines, Ines und Kirsten, Freundinnen auf ewig….bis zu dem Tag nach dem Schulfest 1996, an dem Kirsten nach der Schule nicht zuhause ankommt. Jeder frägt Ines. Was weiß sie? Was ist passiert? Doch auch sie hat keine Antworten und bekommt auch keine von ihrer bis dahin besten Freundin. Wie soll sie das aushalten?
Nach einigen Tagen sickert durch, dass Kirsten wohl auf ein Internat in England geschickt wurde.
Zwanzig Jahre später bekommt Ines eine Einladung zu einem Klassentreffen in ihrer alten Heimatstadt. Da stehen sich beide nach Jahren der Funkstille gegenüber…
Eine Freundin zu haben, unbeschreiblich schön, sie zu verlieren nur schwer zu ertragen, sie wieder zu finden, heilend für die Seele. Wir legen euch dieses Buch ans Herz!
5. Gisa Klönne: “Für diesen Sommer”
erschienen im Kindler Verlag, 22 Euro
Vater Heinrich lebt nach dem Tod seiner geliebten Frau allein im gemeinsamen Haus.
Aufgrund einer fortschreitenden Nervenkrankheit werden die täglichen Verrichtungen immer mühsamer. Monika, seine ältere Tochter, die sich gewissenhaft um ihn kümmert, beschließt den altersgerechten Umbau des Elternhauses. Heinrich ist strikt dagegen. Er verbringt stattdessen seine Tage damit, die Lithographie eines Ameisenbären immer und immer wieder zu zeichnen. Für den zermürbenden Kampf mit dem Vater fehlt Moniga zunehmend die Kraft und sie bittet ihre Schwester Franziska um Unterstützung. Diese hat schon früh nach einem Zerwürfnis mit den Eltern die Familie verlassen und ihr eigenes Leben geführt. Doch sie willigt ein, “diesen Sommer” mit ihrem Vater zu verbringen. Er nimmt sie keinesfalls mit offenen Armen auf. Beide lassen sich nur mühsam auf die neue Lebensgemeinschaft ein.
Nach und nach brechen die Erinnerungen an das frühere Familienleben durch. Wie sind sie zu denen geworden, die sie jetzt sind?
Ein wunderbar einfühlsames Buch über Eltern-Kind-Beziehungen, die sich im Lauf des Lebens zwar wandeln, aber nie ganz verloren gehen.
Auf ein frisches Bücherfrühjahr 2022!
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Gabi Zanker
& das ganze Team der Buchhandlung Zanker Illertissen