Der Bücherherbst 2021 im Bereich Belletristik

Der Bücherherbst in seinen schönsten Farben! Neben den Bestsellern von Ken Follett, Sebastian Fitzeck, Cecilia Ahern, Nele Neuhaus, Dirk Rossmann und Kerstin Gier gibt es im bunten „Blätterwald“ auch im Herbst 2021 wieder eine Menge Preziosen zu entdecken! Ob zum selber Schmökern oder als Weihnachtsgeschenk für die Liebsten – in diesem Blogbeitrag möchten wir Ihnen eine kleine Auswahl unserer „Lieblinge“ vorstellen. In unserer Buchhandlung können Sie aber natürlich noch viel mehr entdecken.

 

1. Eva Menasse: Dunkelblum

erschienen bei Kiepenheuer & Witsch,  25 Euro

Dieser Roman, ist derjenige, den Sie in diesem Bücherherbst auf keinen Fall verpassen dürfen!
Die Geschichte spielt 1989, als viele DDR-Bürger über die ungarische Grenze in den Westen kommen. „Dunkelblum“ steht für die Gemeinde „Rechnitz“ in Österreich. Eva Menasse erzählt aber hauptsächlich von der Vergangenheit dieser Gemeinde. Sie macht das sehr geschickt, indem sie die Einwohner reihum zu Wort kommen lässt und wir so nach und nach einen Einblick in die Geschehnisse am Ende des 2. Weltkriegs bekommen und wir erfahren wie das mit der Ermordung der vielen Zwangsarbeiter vor sich ging. Dies konnte nie so richtig aufgeklärt werden. Fast alle Einwohner hatten mit der Sache was zu tun, manche wurden auch verfolgt. Es kommen junge Studenten aus der Hauptstadt, die den fast vergessenen jüdischen Friedhof freilegen, was bei vielen Gemeindemitgliedern die Frage nach der Schuld auch wieder ausgräbt. Aber „die ganze Wahrheit wird von allen gewusst“ und leider kann man nicht mehr alle befragen.

Der Roman ist eine Wucht – die feine Sprache ein Genuss!

 

2. Bernhard Schlink: „Die Enkelin“

erschienen im Diogenes Verlag, 25 Euro

Endlich – der neue Schlink, welch Freude für alle „Schlinkfans“!
Es beginnt mit einer Liebesgeschichte zwischen West- und Ostdeutschland: Birgit flieht aus dem Osten zu Kaspar in den Westen. Erst nach ihrem Tod erfährt dieser, welchen Preis seine Frau für die Flucht in die Freiheit bezahlt hat. Kaspar erkundet ihre Vergangenheit, erfährt von Geheimnissen und trifft die Menschen, die für seine Frau zählten. Seine Suche führt ihn zu einer völkischen Gemeinschaft auf dem Land. Dort lernt er ein Mädchen kennen, das in ihm den Großvater sieht und er in ihr die Enkelin. Allerdings treffen damit zwei ganz fremde Welten aufeinander. Aber lest selbst!

Taucht ein in eine Welt von Verlieren und Finden in einem zerrissenen Land – und genießt den wunderbaren Ton von Berhard Schlink!

 

3. Edgar Selge: Hast du uns endlich gefunden

erschienen im Rowohlt Verlag, 24 Euro

Dies ist die Lebensgeschichte des bekannten Schauspielers in kurzen prägnanten Episoden erzählt. Die Kindheit in den 50-er Jahren erlebt der Protagonist in einer Familie mit vier Brüdern.
Der Vater ist Gefängnisdirektor und Familie wohnt auf dem Areal.
Es ist eine sehr musikalische Familie – Hauskonzerte werden gegeben auch in Anwesenheit von Häftlingen (jugendliche Straftäter). Die Nazivergangenheit vieler Beteiligter kommt immer wieder zur Sprache, auch der Vater und die Mutter waren überzeugte Nationalsozialisten. Die Mutter kommt nicht damit klar, dass dieses Regime so viele Gräueltaten verübt hat.
Der größere Bruder von Edgar stirbt beim Öffnen einer gefundenen Granate, als er selbst noch im Kinderwagen liegt.
Der Vater ist sehr autoritär und straft Edgar immer mit Prügeln.
Dieser flieht immer mehr in seine Fantasie, auch der jüngste Bruder Andreas tut es ihm nach. Als Edgar schon erwachsen ist, stirbt auch Andreas an einer Nierenkrankheit.

Ein sehr ehrliches, aufwühlendes Buch!

 

4. Ewald Arenz: Der große Sommer

erschienen im Dumont Verlag, 20 Euro

Der Autor erzählt eine wunderbare Geschichte eines Jugendlichen, der seine erste Liebe erlebt. Er lernt Beate, das Mädchen im flaschengrünen Badeanzug im Schwimmbad kennen, beim Turmspringen. Leider hat der Sommer nicht nur Sonnenseiten: Er muss eine Nachprüfung in Latein und Mathe machen und soll dazu zum gestrengen Großvater. Der Rest der Familie fährt inzwischen in den Urlaub. Beim Großvater, der als angesehener Mediziner arbeitet und der Großmutter, die wunderschöne Bilder malt, lernt er viel über seine Familie, was er bisher nicht wusste. Sein bester Freund Johann verliert seinen Vater und gerät irgendwie völlig aus der Bahn. Auch seine noch zarte Beziehung zu Beate leidet sehr darunter. Aber es ein Happy End ist in Sichtweite! Jetzt muss nur noch die Nachprüfung geschafft werden. Natürlich kann ich nicht alles verraten, lest selbst, es gibt auch noch eine Anzeige wegen einer Amokfahrt im Steinbruch…

Eine Lektüre, die wirklich Freude macht!
„Der große Sommer“ ist auch zum Lieblingsbuch der unabhängigen Buchhändler gekürt worden – vielleicht kennen viele den ersten Roman des Autors: „Alte Sorten“?!

 

5. Jonathan Franzen: Crossroads

erschienen im Rowohlt Verlag, 28 Euro

Der Autor ist kein Freund sparsamer Worte – er beschreibt alles sehr detailliert – man hat ein Gefühl als stecke man selbst in den Personen. Dieser Roman ist der Auftakt zu Franzens Opus magnum – einer Trilogie über drei Generationen einer Familie aus dem „Mittleren Westen“. Der Vater, ein evangelischer Pastor einer liberalen Vorstadtgemeinde, seine Frau Marion mit psychischen Problemen, der älteste Sohn Clem, der studiert und sich dann freiwillig zum Dienst in der Armee melden will, die Tochter Becky – erst sehr angepasst, dann in einen Musiker verliebt, der hochbegabte Sohn Perry der eine Drogenkarriere hinlegt und der jüngste Sohn Judson, der so mitläuft. Es geht um Gefühle, verschwiegene Vergangenheit, Drogen, Kirche, Eifersucht, Navajos, Musik, Sehnsüchte und sexuelle Wünsche. Als Background die kulturellen Umwälzungen zu Beginn der siebziger Jahre in Amerika.

Eine tiefgründige Geschichte – für jeden Amerika- und Literaturliebhaber ein Muss!

 

5. Sarah Höflich: Heimatsterben

erschienen im dtv, 18 Euro

Die fiktionale Geschichte verbindet eine verzweigte Familiengeschichte über mehrere Generationen mit einem „Politthriller“. Die Patriarchin der Familie liegt im Sterben, ihre Lieblingsenkelin Hanna kommt aus Amerika, um sie nochmal zu sehen. Hannas Schwester Trixie ist mit dem aufstrebenden Politiker Felix von Altdorff verheiratet, der dann Kanzler wird. Die Nationalisten in dessen Partei gewinnen immer mehr die Oberhand – im Hintergrund werden die Fäden gezogen.
Wehret den Anfängen, das ist die Botschaft, aber lest selbst, eine wirklich spannende gut komponierte Story, die in naher Zukunft spielt und flott erzählt ist.

Ein sehr lesenswertes Romandebüt einer Drehbuchautorin.