Unsere Belletristik Highlights im Bücherherbst 2020
Obwohl wir nicht in „normalen Zeiten“ leben und die Frankfurter Buchmesse nur digital stattfinden kann, erscheinen auch in diesem Herbst wieder viele tolle, spannende Bücher.
Um Sie an unseren Lieblingsbüchern der Neuerscheinungen im Bereich Belletristik teilhaben zu lassen, möchten wir Ihnen diese in gewohnter Weise auf unserer Seite vorstellen.
Auch in unserer Buchhandlung können Sie unter Einhaltung der Hygieneregeln weiterhin „Bücher live“ mit persönlicher Beratung erleben, denn die vorgestellten Bücher sind natürlich nur eine kleine Auswahl. Es gibt viel zu entdecken!
Der Bücherherbst 2020 hat dabei, nicht nur in der Belletristik, einige Highlights zu bieten – wir freuen uns auf Sie!
Unsere Lieblinge im Belletristik-Bücherherbst 2020
1. Charlotte McConaghy: Zugvögel
erschienen im S.Fischer Verlag, ein Buchtipp von Gabi Zanker und Heike Backe
Die junge Autorin mit irischen Wurzeln Charlotte McConaghy wuchs in Australien auf. Der Klimawandel und das Artensterben gaben wohl den Anstoß zu ihrem Debütroman.
Sie erzählt uns eine wunderbar spannende und mitreißende Geschichte von Franny und den Küstenseeschwalben. Die Protagonistin, die selbst eine sehr wechselhafte Familiengeschichte zwischen Irland und Australien erlebt hat, macht sich mit ihren „Wanderfüßen“ (wie sie selbst sagt) auf den Weg, um die letzten Küstenseeschwalben auf ihrem Flug nach Süden zu folgen. Sie heuert dazu auf einem Fischerboot mit einer sehr exzentrischen Crew an. Man muss dazu wissen, daß diese Vögel vom Norden bis zur Antarktis fliegen. Diese Reise und die Naturgewalten des Atlantiks wird nicht nur für Franny zu einem lebensbedrohlichen Abenteuer. Parallel zur Handlung erfahren wir immer mehr von Frannys früherem Leben. Aber lest selbst!
Es ist ein wirklich großes Lesevergnügen!
2. Isabella Hammad: Der Fremde aus Paris
erschienen im Luchterhand Literaturverlag, ein Buchtipp von Heike Backe
Der Debütroman der erst 20 jährigen Autorin Isabella Hammad erzählt anhand der Lebensgeschichte des jungen Palästinensers Midhat die politischen Unabhängigkeitsversuche im Nahen Osten.
Midhat ist der älteste Sohn der Familie Kamal – sein Vater ist als Stoffhändler zu einigem Vermögen gekommen und pendelt zwischen seinen Läden in Jerusalem und Kairo. Midhat wächst behütet von seiner Tante auf dem Land in Nablus auf und darf in Istanbul die französische Schule besuchen. Daraufhin begibt er sich zum Medizinstudium nach Frankreich – er verliebt sich in die emanzipierte Jeannette – gesteht ihr aber nicht seine Liebe, weil er sich seiner nicht sicher ist: nicht Paris – nicht Palästina – „bin weder Fisch noch Fleisch“. Die politisch freie französische Lebensart bleibt ihm fremd. So reist er zurück in die väterliche Obhut und heiratet dort in die Familie Hammad ein und führt eine traditionelle Ehe zwischen Teppichhändlern und Fellachen die in der Not inzwischen ihr Land an jüdische Siedler verkaufen.
Nun taucht der Leser tief ein in das unter englischer Besatzung stehende Land und Unabhängigkeitsbewegungen im Libanon und Syrien, welche unter französischem Mandat stehen.
Der Roman beginnt um 1920 und beleuchtet die Zeit bis 1935. „Der Fremde in Paris“ ist angelehnt an die Geschichte des Urgroßvaters von Isabella Hammad.
Ich habe es mit großem Genuß gelesen und bin tief in die arabische Welt der Familienclans und ihre Familientraditionen eingetaucht – vor allem waren damals noch Juden und Palästinenser gemeinsam die Bewohner des Landes Israel.
3. Joachim B. Schmidt: Kalmann
erschienen im Diogenes Verlag, ein Buchtipp von Marianne Breymaier
Kalman Odinsson lebt in Raufarhöfn einem beinahe ausgestorbenen Dorf auf Island. Von seinem Großvater hat er das Jagen und die Herstellung von Gammelhai gelernt. Er ist einer der Letzten, der dies perfekt beherrscht. Von seinem Vater hat er eine Pistole geerbt, die ihn zum selbsternannten Sheriff von Raufarhöfn macht. So streift er durch das karge Land, jagt und sorgt für Ornung, die allerdings in seine Kopf eine ganz eigene Struktur hat. Als er im Winter eine große Blutlache im Schnee entdeckt, gleichzeitig der Hotelbesitzer McKenzie verschwindet und sich womöglich ein Eisbär in der Gegend herumtreibt, gerät sein Leben und das seines Heimatorts gehörig durcheinander.
Mit seiner speziellen, etwas naiven Sicht der Dinge und seiner Kenntnis der Natur sorgt er am Ende für eine ziemliche Überraschung.
Joachim B.Schmidt, ein Schweizer der seit 2007 auf Island lebt, erzählt uns eine sehr spannende, ein bisschen schräge sehr isländische Geschichte, die einen den Held am Ende richtig ins Herz schließen lässt.
4. Michael Cristie: Das Flüstern der Bäume
erschienen im Penguin Verlag, ein Buchtipp von Gabi Zanker
Dies ist der zweite Roman des in Ontario geborenen Schriftstellers Michael Christie. Er erzählt uns eine turbulente Familiengeschichte über vier Generationen, die viel mit Bäumen und Wäldern zu tun hat. Ausgehend vom Jahr 2038 in dem Jacinda Greenwood die Hauptrolle spielt führt uns der Roman zurück bis zum Jahr 1908 zum Urgroßonkel Everett, einem Landstreicher, der ein ausgestztes Baby im Wald findet. Dann gehts langsam wieder zurück in die Zukunft und wir erfahren Stück für Stück, wie die Dinge zusammenhängen. Die Greenwoods verbindet seit Jahrhunderten der Wald. Der Eine lebt im Wald, der Andere vom Wald, Jacindas Mutter kämpft gegen die Abholzung und sie, Jacinda selbst, ist Naturführerin auf Greenwood Island , einem letzten Stück Primärwald.
Dieser Roman beinhaltet Alles: Mord, Verrat, Drogen, Liebe, Natur und Naturschutz.
Ein echter Pageturner! Für Kanada und Naturliebhaber Lesevergnügen pur!
5. Victoria Mas: Die Tanzenden
erschienen im Piper Verlag, ein Buchtipp von Birgit Häutle und Heike Backe
Sie tanzen einmal im Jahr auf dem „Ball der Verrückten“, die Frauen, die in der Heilanstalt Salpetriere in Paris im Jahr 1885 untergebracht sind. Viel mehr Freude bleibt ihnen nicht in ihrem hoffnungslosen Leben.
Die Frage, ob sie tatsächlich erkrankt sind, interessiert nicht wirklich. Sie wurden hierhergebracht von Ehemännern, Vätern und Brüdern, denen ihr Verhalten missfällt.
Ausgeliefert sind sie einer Schar von ebenso patriarchischen Ärzten und Medizinstudenten, die die Frauen diversen, fragwürdigen Therapien unterziehen.
So ergeht es auch Eugenie, Tochter eines Pariser Anwalts, die von ihrem Vater hier „eingeliefert“ wird, damit sie dem guten Ruf der Familie keinen Schaden zufügt. Mit Hilfe der Oberaufseherin Genevieve könnte ein Ausbruch anlässlich dieses
jählichen Balls gelingen…
Victoria Mas belegt verstörend, erschreckend und zornig machend, wie unterdrückt die Frauen in dieser männlich dominierten Gesellschaft ihr Leben führen mussten. Gegebenenfalls kurzer Hand weggesperrt und mundtotgemacht, sobald sie unbequem wurden. Aber Solidarität der Frauen untereinander und Mut, gepaart mit Intelligenz, ermöglichen einen Ausweg. In diesem Buch und im richtigen Leben!
6. Sorj Chalandon: „ Wilde Freude“
erschienen im dtv Verlag, ein Buchtipp von Birgit Häutle
Aus heiterem Himmel bekommt die Pariser Buchhändlerin Jeanne die Diagnose Brustkrebs. Statt liebevoller Unterstützung, glänzt ihr Mann Matt in der Zeit der Operation durch Abwesenheit und blöde Sprüche.
Doch allein mit ihrem Schicksal bleibt sie trotzdem nicht. Im Wartezimmer der Chemotherapie trifft sie auf Brigitte, die sich ihrer annimmt.und sie vor allem aufnimmt in die Wohngemeinschaft des „K-Clubs“
Dort lernt sie Assia und Melody kennen, die ebenfalls mit ihren Krebserkrankungen kämpfen müssen. Melody auch noch um ihre Tochter, die vom Vater nach Russland entführt wurde und der nun Lösegeld für die Herausgabe der Tochter an die Mutter verlangt. Daraufhin hecken die vier Frauen einen aberwitzigen Plan aus, um an das Geld zu kommen. Gelingt es Ihnen?
Das Thema dieses Buches ist bitterernst, der Zusammenhalt der vier Freundinnen sagenhaft und die Freude darüber riesengroß.
Ein bewegendes, spannendes Buch zum Nachdenken, Mitfiebern und Sacken lassen.
7. Ilja Leonard Pfeijffer: „Grand Hotel Europa“
erschienen im Piper Verlag, ein Buchtipp von Marianne Breymaier
Ilja befindet sich nach einer tragisch geendeten Liebesgeschichte im altmodisch feudalen Grand Hotel Europa und arbeitet seine vergangene Geschichte mit Clio, der Frau seines Lebens, im Schreiben eines Romans auf. Im Laufe des Buches erfahren wir so als Leser mehr und mehr über seine wunderschöne Liebesgeschichte, die in Genua und Venedig spielt.
Ilja Pfeiffer lernt im Laufe der Zeit die anderen Gäste des Hotels kennen, reflexiert die Identität Europas, den der Globalisierung geschuldeteten Massentourismus und rekonstruiert seine vergangene Liebe.
Eine wunderschön erzählte Liebeserklärung an den alten Kontinent, ein Roman über Liebe und eine Kritik am Massentourismus, die zum Nachdenken anregt.
Hört sich gut an?
Ihnen gefällt der ein oder andere unserer Belletristik Buchtipps für den Herbst 2020?
Alle der Titel können Sie ganz bequem telefonisch oder in unserem Onlineshop bestellen und zu sich liefern lassen oder die Bücher direkt am nächsten Tag bei uns in der Buchhandlung abholen.
Liebe Grüße
Gabi Zanker
& das ganze Team der Buchhandlung Zanker Illertissen