Unsere Roman-Tipps im Frühjahr 2021

Seit mittlerweile über einem Jahr erleben wir mit der Corona Pandemie verrückte Zeiten, Unsicherheit und Ausgangssperren. Mit unseren Roman-Tipps im Frühjahr 2021 wollen wir Ihnen deshalb nicht nur Fluchten in andere Welten bieten, sondern auch die Sicherheit mit richtig guten Büchern die Zeit zu Hause zu verbringen. Schauen Sie rein & entdecken Sie mit uns unsere Roman-Tipps im Frühjahr 2021.

 

1. Juli Zeh: Über Menschen

erschienen im Luchterhand Verlag, 22 Euro, empfohlen von Gabi Zanker

Die Geschichte spielt wie Unterleuten, der gefeierte Vorgänger von Juli Zeh, in Brandenburg, dieses Mal aber in unserer Zeit, in der Corona-Zeit.
Dora, eine junge Frau aus Berlin (in der Werbebranche tätig) zieht nach Bracken aufs Land. Eigentlich ist es mehr eine Flucht – vor dem Lockdown, vor ihrem fremd gewordenen Lebensgefährten und ihrem stressigen Job. Sie fühlt sich überfordert, kann nicht mehr schlafen.Da sitzt sie nun im leeren Haus im Nirgendwo mit ihrem Hund „Jochen der Rochen“ und versucht ihr Grundstück in ein Kartoffelfeld umzuwandeln. Der Nachbar stellt sich vor, er heißt Gote und ist der Dorfnazi – er entspricht sämtlichen Vorurteilen. Allerdings passieren dann viele Dinge die Doras Weltbild ins Wanken bringen. Wir erfahren durch Dora die Zerrissenheit unserer Zeit und wie wichtig es ist, trotz allem Mensch zu sein.

Eine Geschichte, die auf alle Fälle lesenswert ist und viel Diskussionsstoff bietet!

 

2. Benedict Wells: Hard Land

erschienen im Diogenes Verlag, 24 Euro, empfohlen von Gabi Zanker

Der junge Autor „vom Ende der Einsamkeit“ schafft es tatsächlich mit diesem neuen Roman seinen eigenen Bestseller zu toppen. Er entführt uns nach Missouri 1985 und schildert die Entwicklungsgeschichte von Sam, anhand des wichtigsten Sommers seines Lebens, in der Kleinstadt Grady. Der Protagonist hat es nicht einfach, sein bester Freund ist weggezogen, seine Mutter ist sehr krank und er ist voller Ängste. Die Sommerferien beginnen und Sam jobt im alten Kino. Dort lernt er eine coole Clique kennen, Cameron, Hightower und Kirstie (in die er sich verliebt). Alle drei haben gerade ihren Abschluss gemacht und werden im Herbst wegziehen. Für Sam eröffnet sich ein völlig neues Leben. In diesem Sommer erfährt er, wer er selbst ist und was es heißt sich dem Leben wirklich zu stellen.

Die Geschichte hat Dramatik und Leichtigkeit und vermittelt das Lebensgefühl der 80-er. Musik und Filme aus dieser Zeit rufen Erinnerungen hervor. Gefühlvoll und berührend wird des Erwachsenwerden geschildert. Er findet einen Ausdruck für Traurigkeit und Glück in einem: „Euphancholie“ – sehr treffend. Unbedingt lesenswert !!

 

3. Kristina Hauff: Unter Wasser Nacht

erschienen im Hanser Verlag, 20 Euro, empfohlen von Gabi Zanker

Die Autorin erzählt uns ein psychologisch sehr interessante Geschichte über zwei Familien, die im Wendland angesiedelt sind. Früher, während der Studienzeit, haben die Mütter Inga und Sophie zusammen gewohnt und sind zusammen auf die Anti-AKW-Demos in Gorleben. Jetzt leben sie mit ihren Familien in den idyllischen Elbauen des Wendlands und teilen sich Hof, Scheune und Kräutergarten. Doch seit Aaron, der Sohn von Sophie und Thies, unter ungeklärten Umständen ums Leben kam, ist der Frieden dahin. Die Einen schauen auf das scheinbar perfekte Familienglück der Anderen. Ein Jahr nach Aarons Tod kommt eine geheimnisvolle Fremde in den Ort, ab hier kommt große Dynamik in die Beziehungen. Auch die Aufklärung von Aarons Tod nimmt Fahrt auf.

Ein flüssig erzählter Roman, der einen mitreißt! Auch der geschichtliche und politische Hintergrund ist interessant.

 

4. Gabriele von Arnim: Das Leben ist ein vorübergehender Zustand

erschienen im Rowohlt Verlag, 22 Euro, empfohlen von Marianne Breymaier

Die Autorin beschreibt in diesem literarischen Text das Leben an der Seite ihres kranken Mannes. Ein Schlaganfall, zehn Tage später der zweite haben ihren Mann aus allem herauskatapultiert, was er bis dahin gelebt hatte. Aus ihr wird die Frau eines Kranken. Er kann nicht richtig sprechen, nicht gehen, nicht lesen und nicht schreiben, nimmt aber nach wie vor alles wahr und durchdenkt alles. Er ist zutiefst eingekerkert in sich und ausgeschlossen von der Welt.
Sie sitzt ratlos daneben – wie lebt man mit dieser Krankheit?

In einer sehr berührenden Sprache erzählt sie von den 10 Jahren, vom Kampf, vom Leid, der Wut – aber auch von neuer Zärtlichkeit und Liebe.
Ein wirklich sehr lesenswertes, bewegendes Buch!

 

5. Takis Würger: NOAH – Von einem, der Überlebte

erschienen im Penguin Verlag, 20 Euro, empfohlen von Heike Backe

Takis Würger hat in seinem 2. Roman das Überleben von Noah Klieger in Auschwitz und sein Weiterleben in Israel festgehalten.
Im Jahre 2018 verbrachte Takis Würger in Tel Aviv 3 Monate mit Noah Klieger.
Aus dessen Lebenserinnerungen ist eine unglaublich tragische Erzählung geworden die sich teilweise so spannend wie ein Krimi liest, wenn die Ereignisse nicht so schrecklich wären.
Auf den ersten 150 Seiten erfährt der Leser so viel über die Grausamkeit im KZ Auschwitz, die kaum ein Mensch ertragen kann. Der junge Noah wird mit 16 Jahren als Fluchthelfer für jüdische Kinder an der belgischen Grenze festgenommen und in das Lager Auschwitz deportiert. Er meldet sich freiwillig zur Boxstaffel, obwohl er noch nie im Leben geboxt hat und bekommt so eine Nahrungsration mehr. So gelingt ihm mit viel Glück das Überleben bis zur Befreiung des Lagers.

Die Geschichte dieses jüdischen Helden berührt einen zutiefst.
Noah Klieger wünscht sich: „Ich will, dass Menschen hören oder lesen, was passiert ist.“ Da kann ich mich nur anschließen!